Eat. Sleep. Dance. Repeat.

Zuletzt aktualisiert: Samstag, 09. Februar 2019 Geschrieben von Liliane Keite

Mit diesem Motto beflügelte Trainer Jan das Team des Club Saltatio Hamburg. Es war das dritte Trainingslager der Standardformation B und trotzdem fühlte es sich an, als wäre es das erste Mal. Erstmalig auswärts in einer fremden Halle in Rotenburg an der Wumme und mit neuem, diesmal festem Partner empfand das Team ein neuartiges Gefühl zu tanzen.


Am 23. November, einem Freitagabend, reisten die Teammitglieder in kleinen Fahrgemeinschaften an und stiegen voller Neugier und Spannung von ihren Sitzheizungen aus den Autos und liefen schnellen Schrittes durch die Kälte in die Jugendherberge. Nach einem gemeinsamen Abendbrot saßen sie in “Bremen“, dem kleinen gemütlichen und vor allem schön warmen Gemeinschaftsraum, und spielten Codenames. Das Spiel hat ihnen einen interessanten Einblick in die Denkweise der Teammitglieder ermöglicht und gelehrt, wie individuell die eigenen Denkstrukturen sind.


Auch wenn für einige die Nacht sehr kurz war und sie schläfrig aus ihren Träumen gerissen wurden, standen alle pünktlich um 8:30 Uhr auf der Trainingsfläche und warteten bereitwillig darauf, an sich selbst und dem Training zu wachsen. Das Aufwärmen gefiel dem Team besonders gut, nachdem sich die Trainer einige Variationen ausgedacht hatten. Das Training folgte einem ausgearbeiteten Plan, auf den vorab nur ein heimlicher Blick im Vorübergehen gewagt wurde und der im ersten Moment ziemlich lang und überfordernd wirkte. Und auch wenn sich viele Mitglieder erst in einen wachen Zustand tanzten, half besonders den Damen der Tipp einen schlafenden Kopf in ihrer Kopfneigung beizubehalten. Unzählige Male hörten die Paare, ein letztes Mal noch, und zahlreiche Male erklang darauf ein, nochmal und daraufhin ein einmal noch. Dance. Repeat.


So verlief der Tag wie im Flug und bald schon saßen alle wieder in Kuschelsocken und mit Schokolade im Mund in „Bremen“. Alle Augen waren auf eine schlichte, weiße Wand gerichtet, an die ein Bild geworfen wurde. Die aktuelle Weltmeisterschaft des Standardformationstanzen lehrte der kleinen Gruppe, dass Augen nicht mit der Kopfausrichtung zusammenhängen, dass das Bilder treffen auch für austrainierte Vollbluttänzer schwierig ist und dass Fußbälle sogar im Tanzsport zum Sieg führen können, wenn man sie an der richtigen Stelle trägt.


Nächster Tag. Erneutes Aufstehen. Wieder Frühstück. Aber nicht für alle, denn einige Teammitglieder haben die Nacht so lange fröhlich genossen, bis ihnen eine halbe Stunde Schlaf wichtiger wurde als ein Frühstück im Bauch. Dennoch kam kein Wort des Klagens über die Lippen der Hungrigen. Der Start in den zweiten Trainingstag begann das Team auf einer Matte liegend in der hinteren Ecke der Halle. Doch nach der kurzen Hoffnung übersehen zu werden, griff eine Welle an Freude am Tanzen um sich und alle standen mehr oder weniger freiwillig auf.


Fast am Ende des Tages wäre für Außenstehende eine im Kreis stehende Mannschaft, welche bei dröhnender Musik völlig regungslos verharrt, wohl ein seltsamer Anblick gewesen, aber das gelegentliche Kopfzucken hätte verraten, dass das Team einen mentalen Durchgang durchführte. Ob müde, hungrig, mit Schmerzen im Fuß, Angst vor Hebe- und Fallfiguren, vollem Kopf, schweren Armen oder fehlender Kondition, an diesem Tag wurde über eigene Grenzen gegangen und Stärke bewiesen. Und alle Kraft wurde dann auch in die Durchgänge gelegt. Völlig verschwitzt, aber auch ein bisschen stolz fand das Team sich anschließend zusammen, um den Fortschritt auf Videos zu betrachten. Doch anstatt Freude breitete sich ein deprimiertes Gefühl aus, als festgestellt wurde, dass kein einziges Video vorhanden war – die Technik hatte schlichtweg versagt. Und trotzdem war niemand so enttäuscht wie Jan selbst, der der Formation unbedingt ihren Fortschritt hatte präsentieren wollen. Trotzdem haben die Tänzer am Ende des Trainingslagers gespürt, wie viel besser sie geworden sind. Und sie werden in Zukunft noch unzählige Male tanzen und wiederholen und Zeit für Videos wird es in den kommenden Wochen genauso geben. Das Team war sich einig: Wirklich wichtig wird es erst das nächste erste Mal, das erste Mal voller Aufregung, das erste Mal vor Publikum, die Präsentation.


Bis dahin heißt es voller Elan weiter: Eat. Sleep. Dance. Repeat.